nach oben
zurück

GENUSS MIT AUSSICHT

DER WEIN IST DAS ZENTRUM, ABER LÄNGST NICHT ALLES: BEGLEITEN SIE UNS ZU DEN GENUSSVOLLEN ENTDECKUNGEN RUND UM STRADEN!

Wo die Vielfalt regiert wie im Vulkanland, braucht man einen Überblick – und den verschafft man sich am besten von oben. Etwa von der „Lounge 81“ in Bad Gleichenberg aus, wo Thomas Rauch an seinen Holzobjekten werkt. Neben seiner künstlerischen Vision hat Christiane Luger hier auch eine kulinarische: Asiatischer Touch wird mit Blick auf Straden von Samstag bis Montag großgeschrieben, „Ingwer ist bei mir fast immer dabei, ich verfeinere regionale Gerichte gern damit.“ Doch auch bei den anderen Aussichtspunkten des Vulkanlands liegt der Genuss nahe, etwa bei der Weinwarte auf dem Perbersdorfberg bei St. Peter am Ottersbach. Von hier aus sieht man etwa die Ottersbachmühle in Wittmannsdorf, die so etwas wie ein Gesamtkunstwerk darstellt: Im Gasthaus im Erdgeschoß warten vergessene Genüsse wie die Rahmsuppe mit Heiden- sterz, während die drei Obergeschoße die Vergangenheit – die 400 Jahre alte Ottersbachmühle betrieb einst eine Holzsäge und eine Ölmühle – mit Walzen, Getreidewinde oder Wasserrädern lebendig werden lässt. 

Heute hat der Verein EigenArt hier sein Zuhause gefunden. Diese Hobbybastler und -künstler setzen all ihre Kreativität ein, um aus hochwertigen Rohstoffen Geschenke herzustellen: Stickereien, Keramik, Gestricktes und Gehäkeltes sorgen dafür, dass die alten Techniken nicht in Vergessenheit geraten. „Ins Land einischaun“ kann man aber auch vom Rosenberg bei Straden vortrefflich. Hat man den Weg entlang der Weinstöcke genommen, belohnt ein wunderbarer Ausblick in Richtung Straden. Vor allem den Sonnenuntergang von hier aus zu betrachten, stellt ein Erlebnis dar. 

Für Wanderer zählt aber auch das Hochegg im Gemeindegebiet von Kirchberg/Raab, mit 469 Metern Seehöhe, zu den lohnenswerten Zielen. Unter der alten Linde, einem Naturdenkmal, schweift der Blick vom Bacherngebirge und der Koralm nach Kärnten, an klaren Tagen sieht man sogar die Karawanken von diesem Kraftort aus.

Genuss-Duo: Schwein und Wein

Selbst ein Besuch in der Greißlerei De Merin in Straden liefert spektakuläre Ausblicke, er verweist aber auch auf die Frühgeschichte dieses Orts. Der Laden am Himmelberg wurde nach dem Gründer des Ortes benannt, das Logo besteht aus vier Spiralen nach keltischem Vorbild. Der historische Stein, der auf diese frühen Vulkanland-Bewohner verweist, befindet sich in der Sebastiankirche, neben der das spätgotische Portal zur „Kirche unter der Erde“ führt. 

Einer der Betriebe, die hier im herrlich altmodischen „De Merin“-Ambiente (gespeist wird u. a. auf alten hölzernen Schulbänken) ihre Erzeugnisse anbieten, ist der Urlmüller. In der Schwabau bei Straden hat sich die Familie unter diesem Namen der Kultivierung alter Gemüsesorten verschrieben. Über 300 Tomatensorten, 80 Chili-Arten und 20 Paprika-Varianten werden hier zu Suppen, Saucen und Pesto verarbeitet,  auch eingelegt gibt es die Urlmüller-Gemüse. Denn so passen sie bestens zu den Wollschwein-Spezialitäten des Hofs.

Unter dem schönen Namen Urbi hat hingegen Familie Niederl in Kirchbach ihren Weinhof samt Buschenschank eingerichtet. Grauburgunder-Spezialist Manfred Niederl serviert zu den Weinen seines acht Hektar großen Betriebs den Grabenlandschinken, einen Rohschinken aus den am Hof gefütterten Schweinen. Während die 1998 gegründete Buschenschank einen köstlichen Neuzugang darstellt, findet sich der Hausname Krotmar schon im Jahre 1787. Hinter der alten Bezeichnung verbirgt sich der Weinhof von Edi Reichmann und seinem Sohn Stefan in St. Peter am Ottersbach. Dort in Khünegg glaubt man, in einem kleinen Dorf zu stehen, so schmiegen sich die alten Häuschen aneinander. Unter dem Logo des Weinkrugs mit Strahlen – das Motiv erschien Reichmann sen. im Traum! – serviert man z. B. Weißburgunder und die rote Cuvée „PurPur“. Beeindruckend sind nicht nur die Weine, speziell wenn man sie nach Voranmeldung im Pavillon verkostet: Der Blick reicht bis Slowenien, aber auch den Schöckel sieht man. 

Rares: Basaltwein, Aronia & Emmer

Die Kombination Schwein und Wein hat auch bei Stefan Krispel einen besonderen Stellenwert. Toni Krispel begann im Stradener Ortsteil Neusetz mit der Wollschweinzucht, der „Neusetzer“, sein im Basalttrog veredelter Speck zählt zu den überregional bekannten Gourmet-Produkten. Während sich Vater Toni um die Küche kümmert, keltert Sohn Stefan die Weine des Hauses – seit vergangenem Jahr reifen auch sie im Basalt, eine österreichweite Spezialität. Wer nach diesen Genüssen nicht heimfahren will, bucht ein Winzerzimmer – und wird neben dem köstlichen Frühstück bei den Krispels auch mit einem Sprung in den Pool mitten im Weingarten belohnt.

Ebenfalls in der Mitte befindet sich die Stradener Buschenschank von Alexandra Monschein, allerdings ist sie nicht von Rebzeilen, sondern Mais umringt. Und auch eine „Hecke“ aus Käferbohnen kann man bei dem auf biologische Bewirtschaftung umstellenden Betrieb begutachten. Mit einem Glas Grauburgunder lässt sich sommers sogar ins Kino gehen, denn tageweise zeigen die Monscheins auch Filme. Ganzjährig gibt es eine andere Hausspezialität, den gereiften Traubenbrand „MAK“, der neben dem Trester des Hauses die Freunde „geistiger Genüsse“ begeistert. Wer hingegen die Urgetreide Emmer und Einkorn schätzt, sollte einen Besuch in der Weinhandl-Mühle bei Straden einplanen; Neben Kürbis-Spezialitäten wie dem ausgezeichneten Kernöl bietet man hier auch Kamut-Nudeln und Mehl aus alten Getreidesorten an.

Traditionelle Köstlichkeiten bieten aber auch der Bauernmarkt in Kirchbach, der Bauernladen in Gnas oder der Vulkanlandmarkt in Bad Gleichenberg. Wobei bäuerliche Produkte durchaus auch im modernen Gewand erscheinen, wenn man etwa an die Aronia-Erzeugnisse der Buschenschank Huber in Gnas denkt. In der schönen Weinlaube werden auch diese gesundheitsfördernden Beeren, regionales „Super-Food“, angeboten.

Kreativ zeigt sich die Region aber auch bei den Übernachtungsmöglichkeiten. Rupert Rauch hat am Waldrand bei Straden ein Schmuckstück geschaffen. Das künstler.zimmer bzw. künstlerinnen.zimmer wird mit Holz beheizt und soll einen Ruheort (nicht nur) für Kreative bilden. Sternderl schauen oder im Schwimmteich plantschen, alles ist hier in der Abgeschiedenheit möglich. Und Hundeliebhaber Rauch vermietet sogar ein Baumhaus! Der Kunst widmet sich auch einer der zahlreichen Wanderwege, der neben dem „Stöcklweg“ und dem „Sumpfindianer“ Teil des großen Wandernetzes „Spuren der Vulkane“ darstellt. Ob zu Fuß oder per E-Bike (in Kirchbach befindet sich der Elektromobil-Verleih) erkundet, bilden diese Wege auf der Landkarte die Silhouette eines Menschen. Diese Idee symbolisiert noch einmal im Großen, wofür das Vulkanland im Detail steht: Gastfreundschaft mit menschlicher Dimension.