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Newcomer und starke Frauen

Bad Gleichenberg – Straden – St. Peter – Kirchbach – Gleisdorf

Für köstliche Ideen und Quereinsteiger war das Vulkanland immer schon ein kreativer Boden. Von der Thermen-Gemeinde führt diese Genusstour über die Weinorte Straden und St. Peter nach Gleisdorf: Und die Reise-Etappen sind unkonventionell und traditionell zugleich.

Als Ausgangspunkt hat Bad Gleichenberg viel zu bieten: Neben der unbedingt besuchenswerten Therme stimmt etwa auch die „Delikaterie“ am Hauptplatz auf das kulinarische Vulkanland ein. Verlässt man den schönen Kurpark und seine Wasserspiele, wird es etwa bei der Buschenschank Seidl ländlicher. Eine kleine Wanderung Richtung Bairisch Kölldorf über den Vulkanlandweg führt zur Anhöhe, auf der Claudia und Karl Blasl eigenen Weizen, Kürbisse und Schweine zu den Spezialitäten der Buschenschank verarbeiten. Zu Holzofen-Schweinsbraten, Bauernbrot und Kernöl gibt es den Wein vom Sulzberg. Sein Nachbar, der Parapluie-Berg mit der Aussichtwarte, bietet sich als Wanderziel an, nach dem man sich mit Säften oder einem Schnapserl – natürlich ebenfalls hausgemacht! – in der gemütlichen Buschenschank stärkt.

Wein, Wohlbefinden und Wildes Gemüse 

Gemüse und Süßes steht bei Familie Lenz in Dirnbach bei Straden hoch im Kurs. Köstliche Bio-Beeren (aus ihnen entsteht z. B. der Heidelbeernektar), Melanzani, Paprika, Gurken oder Käferbohnen findet man im Selbstbedienungsladen am Hof. Einen Beeren-Gruß gibt es übrigens auch für die Gäste des Kellerstöckls am Rosenberg, das Platz für bis zu vier Personen bietet. Mit den Kollegen Gombotz, Puntigam und Weiß gehört man auch den „Jungen Wilden Gemüsebauern“ an, die sich den Paradeisern verschrieben haben: Ob als Suppe im Drei-Liter-Pack oder als Paradeiser-Essig, bei Lenz sucht man immer nach neuen Ideen. 

Ein weiterer Winzer der Region ist Bernhard Frauwallner in Katzendorf bei Gnas. Der Quereinsteiger war zwar schon mit dem Opa gern im Weingarten, richtig los ging es mit dem Weinbauern-Leben aber erst vor drei Jahren. Die Weine gibt es aktuell jedoch nur ab Hof zu kaufen. Und wenn vom Wein die Rede ist, liegt natürlich auch das Weingut Neumeister in Straden nahe. Der Familienbetrieb mit dem Hotel „Schlafgut“ und dem Restaurant „Saziani Stub’n“ ist seit 2016 bio-zertifiziert. Mathias und Christoph kümmern sich um die Weine wie den bekannten „Moarfeitl“, benannt nach der Mitgift der Großmutter, einer Meierei („Moar“). Im Restaurant sind ihre Eltern Anna und Albert die Chefs, hier kommen neben den Weinen auch der eigene Verjus, Traubenkernöl und Trebernbrand zum Einsatz. Trotz der überregionalen Bekanntheit hält man wenig vom Zeitgeist, der Wein wird nach der Spontanvergärung lange Zeit auf der Hefe gelassen. Erst 18 Monate nach der Ernte gibt es so die ersten Lagenweine. „Gediegen, aber nicht altbacken“ lautet die Devise, nach der zeitlose Weine entstehen.

Für das körperliche Wohlbefinden sorgt die Praxis Noah, die in Straden/Muggendorf quasi ihre „Zentrale“ im alten Wirtschaftsgebäude hat. Denn eigentlich ist das lose Netzwerk von Therapeuten im ganzen Vulkanland aktiv. Nach telefonischer Voranmeldung lässt sich so auch im Urlaub an der eigenen Gesundheit arbeiten. Die Palette des auf fünf Standorte verteilten Verbunds umfasst von der Lebensstil-Intervention bis zur kraniosakralen Therapie eine Fülle von Behandlungen – eine zentrale Rufnummer verbindet zum idealen Therapeuten.

Keller-Kunst in vielen Formen

Eine neue Initiative setzt Helmut Hable mit der Stradener Ausstellung Kunst im Weinkeller (KIWK). Im alten Kellerstöckl, aber auch im Freien stellen von Pfingsten bis Oktober 23 bekannte Kunstschaffende aus. Im Idealfall entstehen die Werke vor Ort, dem dem Maler und Plastiker Helmut Hable war dabei die Materialvielfalt wichtig. Das Thema Metamorphose, das die Weinentstehung ebenso prägt wie den Menschen selbst, bildet dabei die Klammer der Ausstellung.

„Fasszinierende“ Weine gibt es bei Silvia und Werner Fassold, der nächsten Genuss-Station in Straden, zu verkosten. Ebenfalls im Familienbetrieb sind Sohn Bernhard sowie die Großeltern Theresia und Franz dabei, die Vielfalt des Grauburgunders erstrahlen zu lassen. Allerdings hat man am Weinhof Fassold auch immer schon Rotwein – heute sind es Merlot, Zweigelt und Blauer Wildbacher – gekeltert. Der Ab-Hof-Verkauf wird hier mit Hingabe gepflegt, für ein Gespräch mit den Gästen – mitunter auch am Bankerl mit Blick auf den Rosenberg – hat man immer Zeit.

Weiter geht es nach St. Peter am Ottersbach, wo Johannes und Kathi Rauch seit 2016 ihre neun Hektar Weingarten bewirtschaften. Auffällig sind die ungewöhnlichen Namen des Weinhof Rauch: Neben dem „Kater“, der auf den Glauben anspielt, dass die Kellerkatzen immer am besten Weinfass lagen (jährlich erhält der beste Wein der Rauchs dieses Etikett), gibt es auch den „Vino Vitalis“. Denn die Masterarbeit von Johannes Rauch spürte dem Resveratrol nach. Der gesundheitsfördernde Stoff findet sich besonders im Blauburger, dem die Rauchs daher nicht nur den „vitalen“ Namen gaben. Auch das Etikett wurde mit dem Rotwein gemalt, als Vinorell ziert es jede Flasche des „Vino Vitalis“.

Dirndl-Grün und Bäcker-Stolz

Im Urlaub das Traumkleid finden? Das geht bei Steirisches Weinlaub Dirndl, der Trachten-Maßfertigung von Maria Ertler. Zwei Wochen dauert es vom Maßnehmen bis zum fertigen Dirndl. Eigene Schnitte, aber auch speziell für sie gewebte Stoffe machen den Charme der Kreationen aus St. Peter am Ottersbach aus. Die wichtigste Inspiration der Kleidermacherin ist dabei die Natur des Vulkanlands.

Zwei Leidenschaften verbinden Reinhard und Thomas Lang auf ihrem Hof in St. Stefan im Rosental. Während Mama Ingrid für den Verkauf verantwortlich ist, widmen sich die Männer den Äpfel- und Weingärten. Von den Äpfeln ging auch die Idee zur Umstellung auf biologische Arbeitsweise aus. PIWI-Sorten gibt es aber bereits am Weinhof Lang. Das soll auch ausgebaut werden, denn der Souvignier gris im Holzfass kommt bestens an. Wer es klassisch liebt, sollte hingegen den Muskateller, die Hauptsorte des Betriebes, kosten.

Wenn es in dem für Wein berühmten Vulkanland Kaffee sein soll, dann führt für viele der Weg zu Martina Auer nach Kirchbach. Wobei der Name ihres Lokals Kaffeepause fast ablenkt von der größten Spezialität – den Bäckereien. Als eine der ersten Brot-Sommelières des Landes serviert Martina Bauernbrot, Handsemmeln und Milchkipferl, die man schon ab fünf Uhr früh am Frühstücksbuffet findet. Unbedingt probieren sollte man auch die Spagatkrapfen der Bäckerin und ihres 15-köpfigen reinen Frauen-Teams.

Und wo wir gerade bei den Power-Frauen sind: Als reine „Mädelswirtschaft“ führen Maria und Christina Seyfried den Weinhof in Kaltenbrunn bei Gleisdorf. Beide haben die Fachschule Silberberg absolviert und wollen die Wein-Palette von leicht bis fassgereift zeigen. Als bester Verkostungsort dient die Buschenschank am Weinhof Seyfried, wo es zum Morillon (Marias Lieblingssorte!) etwa selbst geräuchertes Fleisch gibt. Gemütlich wie ein Wohnzimmer, findet man hier auch im Barrique ausgebaute Wein der „Imprimis Linie“ – vor allem diese wollen die Seyfried-Sisters in den nächsten Jahren noch stärker forcieren.