1. TAG – Überraschungen vor Ort
Kein Handy mit, nur lauwarmes Wasser und meine Liebste an der Seite, so kann das Wochenende beginnen! Die Therme Radkersburg wollten wir beide ohnehin schon lange besuchen. Warum also nicht gleich länger in der Region bleiben? Sehr schwer fiel es Claudia nicht, mich zu überreden, denn nach einem Relax-Urlaub nach Hause hetzen, habe ich immer schon für seltsam gehalten. Und so haben wir alle Zeit der Welt, um das geheimnisvoll klingende Vulkanland zu erkunden …
„So schön es ist, aber nur im Wasser liegen geht auch nicht“, unterbricht Claudia meine Träumereien. Ich ahne, was kommt, während ich mir die Haare abtrockne. Vermutlich ist Shopping angesagt. Was stimmt, aber auch wieder nicht. Denn den ersten Stopp beim Stadtbummel lege ich ein. Ein Haus – die übrigens allesamt schön gepflegte alte Gebäude sind – gegenüber dem „Hotel zum alten Kaiser“ hat mich nämlich gefesselt. „Hast Du gewusst, dass hier Johann Puch …“ Weiter komme ich nicht. „Ja, der Gründer der berühmten Puch-Werke hat hier gelernt. Deshalb gibt es auch das Sgraffito“. Streberin!
Claudia steht aber schon im Keramikatelier Vidákovich und greift ganz vorsichtig nach den hauchdünnen Porzellan-Kunstwerken. Fast durchsichtig sind die Schalen. Eigentlich ideal für grünen Tee, denke ich mir und schlage gleich zu – am ersten Tag gleich so einen Schatz entdeckt. Yeah! Doch auch meine Liebste findet kurz darauf das erste Mitbringsel. In der Langgasse hat sie unter allen Häusern gleich einmal die kleine Schneiderei ausgespäht, die Andrea Braunsberger führt. Am liebsten wäre sie wohl in eines der Kleidungsstücke geschlüpft, aber bei mir meldet sich der Hunger – und da ist mit mir nicht zu spaßen. Doch auch die Tasche wirkt außergewöhnlich mit den Stickereien und hat auch Platz für die Prospekte, die sie sicher die nächsten Tage sammeln wird. Denn irgendwie, das merke ich schon, gefällt ihr das Steirische Vulkanland.
Während sie noch vom romanischen Portal der Pfarrkirche schwärmt, habe ich ein Schild entdeckt. Herrlich altmodisch verspricht es eine „Spezerei“ (Bild Nr.2). Scheint genau das Richtige zu sein für den kleinen, aber nagenden Hunger nach dem vielen Schwimmen am Nachmittag. Gut, dass wir am Freitag angereist sind, da hat man bis 22 Uhr geöffnet. Früher, so erzählt uns Chefin Sabine Hermann, war hier einmal eine Bäckerei und den kulinarischen Geist der Vergangenheit dürfte man gut bewahrt haben. „Das ist dein drittes Schmalzbrot“, mahnt Claudia und streichelt meine Hand. Nun gut, zum Glück gibt es die Spezialitäten auch zum Mitnehmen. Außerdem wollen wir den nächsten Tag ein bisschen planen – der kurze Weg ins Quartier, zur Familie Domittner in Klöch, sorgt schon für Vorfreude. Denn aus dem Augenwinkel sehe ich beim Check-in, dass es offenbar auch Weinbau gibt im „Klöcherhof“. Das muss ich mir morgen ansehen, denke ich mit müden Augen, bevor ich meinem Schatz den Gutenachtkuss gebe.