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2. TAG – Traminer-Welt und Reisfeld

„Guten Morgen“, lacht Claudia, als ich nach der Uhr am Nachtkasterl greife. Habe ich also doch verschlafen, wie sie prophezeit hat. „Stärke dich ruhig noch“, rät mir Claudia mit einem Blick auf das Tagesprogramm. Denn heute soll es auch auf den Klöchberg gehen. Doch bevor wir den Überblick über das Traminerland gewinnen, wollen wir in die Kultur dieses Weins eintauchen. Mir war er ja immer zu süß, aber Claudia hat in Südtirol studiert und schwärmt davon, dass das auch ganz anders schmecken kann. 

Wir werden sehen, denn zunächst spazieren wir durch den Ort zur Vinothek und dem Weinbaumuseum. Ein bisserl Zeit lassen wir uns bei der Dokumentation von Klöchs Liebesgeschichte mit der Rebsorte. Irgendwann hat mich Claudia geschnappt und gemeint, dass viele der schwärmerischen Einträge zum Traminer wie Verliebtheit der Klöcher klingen. Ein schönes Bild, wie ich finde. Doch knapp vor Mittag will ich jetzt auch kosten, was den Klöcher Traminer so besonders macht. Drei Proben sorgen für Verwirrung: Ist das wirklich die gleiche Sorte? Vor allem dieses letzte Glas, das irgendwie an salziges Karamell erinnert, süß und irgendwie würzig zugleich, hat es mir angetan. „Willkommen im Vulkanland“, raunt mir die Vinotheksmitarbeiterin zu, „so schmeckt er halt nur bei uns.“ 

Ein bisserl frische Luft tut uns sicher gut. Denn den Wein liefert man uns zum Domittner, versprach die Vinothekarin. Also können wir uns unbeschwert auf den Klöcher Traminerweg begeben. Jetzt weiß ich auch, warum Claudia, die Berggazelle unter uns, dreimal gemeint hat, ich brauche keine Wanderschuhe. Auch mit meinen alten Turnschuhen schaffe ich es locker auf den Klöchberg. Und irgendwie dürfte sie gewusst haben, dass ich die Treter gerne auslüfte – steht doch mitten auf dem Aussichtshügel eine lustige Fußbank. „Lass uns noch ein bisschen da sitzen“, kuschelt sich Claudia an meine Schulter. Denn bis nach Hochwart, wo wir bei einer urigen Buschenschank einkehren wollen, ist es eh nicht weit. Zum Glück hat auch die Terrasse der Familie Wonisch geöffnet. Eigentlich brauchen wir uns nicht umzugewöhnen (okay, die Schuhe bleiben an!). Und auch der Traminer steht schnell am Tisch. Wird man so schnell zum Traminer-Fan? Offenbar schon.

Nach dem kurzen Stopp bei der Ruine Klöch (Selfie muss sein für die Jungs daheim!) haben wir noch zwei Besuche geplant. Wenn schon ein Imker um die Ecke wohnt, dann wollen wir uns bei den Hödls doch auch mit Honig eindecken. Mich haben die Insekten immer schon interessiert und ich komme beim Plaudern vom Hundersten ins Tausendste. Claudia wiederum entdeckt die gesunden Aroniabeeren und nimmt auch davon welche mit. Den zweiten Besuch, eine Verkostung bei Lisa und Fritz Frühwirth in Deutsch-Haseldorf, von denen Claudia gelesen hat, verschieben wir aber. 

Irgendwie haben wir die Gegend bisher nur vom Klöchberg aus gesehen, wir wollen aber mehr über die Traminer-Heimat wissen und einfach ein wenig ziellos herumfahren. „Das Beste lernt man gelegentlich“, gibt sich Claudia philosophisch, ansonsten lassen wir aber die Landschaft auf uns wirken. Und genau da passiert es. „Ein Reisfeld?!“, ruft meine Beifahrerin auf einmal in die Stille hinein. Tatsächlich sieht das zwischen den Maisstauden, die wir am Weg Richtung Bad Radkersburg passieren, wie die Felder bei unserer Hochzeitsreise in Laos aus. „Da habt’s scho richtig g’sehn“, gibt uns ein Bauer vom Traktor aus die Wegbeschreibung „zum Fuchs“ mit. Wenig später stehen wir am Hof, der neben seinem Kürbisanbau auch mit Reis experimentiert. Adele Fuchs schenkt ihren „Zaubertrank“, einen Kürbisnektar, ein und erzählt von den 2,5 Tonnen, die sie am Ende von einem Hektar an geschältem Reis ernten können. Ein Sackerl davon müssen wir unbedingt mitnehmen, mit Reis aus der Steiermark will Claudia unbedingt ihre Freundinnen bekochen. 

Ich frage einmal vorsichtig an, ob wir nicht das Auto stehen lassen wollen am Abend, weil dann könnten wir ja noch … 

„Zum Frühwirth? Ja, sicher!“ Ich liebe es, wie wir einander verstehen. Denn erstens hat auch dieser Klöcher-Betrieb einen Traminer, neugierig macht mich aber auch das Wein-Theater, von dem ich gelesen habe. Wie ein Amphitheater aus Holzstufen wirkt das schon beim ersten Betreten und wir kommen schnell mit Juniorchef Fritz ins Gespräch. Bei der „Unterlage“, einer Jause mit Käferbohnensalat und mächtig viel Kernöl, schwärmt er von den Vollmond-Wanderungen in Klöch. Schade, heute ist nicht Vollmond, denken wir, als wir in der Dämmerung auf das Taxi warten. So viel haben wir heute erlebt – wie wird es in St. Anna am Aigen sein? Dorthin chauffiert uns der Fahrer durch

die Hügelwelt. Ganz oben in Plesch und umgeben von Weingärten wartet ein Winzerzimmer bei Antonia & Josef  Scharl. „Z’erst trink ma amoi a Glaserl“, will sie nichts von Formalitäten wissen, auch wenn wir etwas später angekommen sind. „Eruption“ steht auf der Flasche mit dem kräftigen Weißen. „Vom Buam“, kommentiert unsere Zimmerwirtin, ehe sie uns in ein wunderbares Zimmer führt. Das weiche Bett sieht verlockend aus. „Eigentlich haben wir heute doch nichts mehr vor, oder?“, flüstert Claudia ...