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3. TAG – Rinder, Eis und Ufos

Ich brauche wieder einmal länger, aber Claudia steht schon in der Küche und brät gerade Paprika und Speck für ein Omelette. „Setz dich schon auf die Terrasse“, bugsiert sie mich zu einem sonnendurchfluteten Plätzchen. Die Eiergerichte darf sich jeder Gast selbst zubereiten, der Rest kommt praktisch ausschließlich aus eigener Produktion, vor allem in diese Marmelade könnte ich mich verlieben. Auch wenn man nicht wegwill, lockt auch am Sonntag das Unbekannte. Motorisiert sind wir nach dem herzlichen

Abschied von den Scharls auch wieder, der Chef persönlich „scheibt“ uns wieder zurück zum Parkplatz in Klöch. Sogar einen Tipp gibt er uns noch mit auf den Weg: Die Keltenausgrabungen in Tieschen dürfe man nicht verpassen, schärft uns Scharl noch ein. Eine Sehenswürdigkeit ganz anderer Art scheint der Sandsteinkeller zu sein, an dem wir vorbeikommen, als wir kurz von der Hauptstraße in Tieschen abbiegen. Das Weingut Platzer hat diesen imposanten Keller errichtet. Claudia erspäht aber auch daneben ein Schild: Heißt hier wirklich ein Weingut „Engel“?

In der Tat und der junge Simon Engel steht auch gerade mit einer Schaufel im Hof. „Eigentlich haben wir Baustelle“, aber eine Fassprobe gehe schon, meint Simon. „Eigentlich ist es eine Eier-Probe“, lacht der Winzer, als er uns einen Riesling aus dem Ton-Ei zapft. Ein gewaltiger Wein und doch – „ist das Mineralität?“, traue ich mich zu fragen. Ins Schwarze getroffen, denn der Klöchberg ist ein alter Vulkanstock, auf dessen Boden Engel auch Riesling anbaut. Gerne würde er uns noch mehr zeigen, aber die Baustelle ruft. Als Kompromiss schickt uns der junge Winzer auf die Aussichtswarte, die am TAU-Weg der Riede liegt, damit wir die Lagen um Tieschen ein bisserl kennenlernen. Zu Mittag wollen wir uns wieder treffen.

Die kleine Wanderung hat uns erfrischt, pünktlich stehen wir wieder am Engel-Hof. Mit Simon im Schlepptau (oder eigentlich umgekehrt) kommen wir nach Laasen zu den Weiderindern, die beeindruckend durch die Landschaft stapfen. Einen Zwischenstopp legen wir noch beim Weinhof Gollenz ein, schließlich hat auch er einen Gewürztraminer und ich habe Simon von meiner neuen Liebe erzählt. Nussiger schmeckt die Tieschener Variante, kommt mir vor, vielleicht liegt es auch an den Knabber- kernen vom Kürbis, die wir dazu schmausen. Nach der Weinprobe gibt’s noch einen gesunden Tipp, ehe den Engel-Winzer wieder der Umbau ruft. Die Fruchtsäfte der Familie Gangl kommen noch in den Kofferraum, vor allem der Apfelkarotten-Dirndl hat Claudia geschmeckt. Nachdem es einerseits Zeit für eine Stärkung wird, wir andrerseits aber noch immer nicht wissen, was es mit der „Eruption“ auf sich hat, beschließen wir, zunächst einen Abstecher nach St. Anna zu machen. Nach einem Ortsrundgang schauen wir noch in die gesamtsteirische Vinothek, die eine ganze Liste von offenen Verkostungsweinen bereithält. „Bitte diesmal keinen Traminer“, stupst mich Claudia an, ehe ich etwas sagen kann. Stattdessen probieren wir einige Rotweine, die zum Spätnachmittag zu passen scheinen. Außerdem haben wir ja noch einen Besuch beim Sohn unseres Vermieters auf dem Programm und in der Vinothek kennt man Josef Scharl natürlich und ruft auch gleich ein Taxi an. 

Dort erwartet uns eine wunderbare, modern interpretierte Buschenschank-Platte. Josef Scharl kocht und genießt selbst gerne. Und so ist ihm nicht nur der Weg in den neuen Fasskeller wichtig. Nach der Führung, in der er uns nicht nur von den neuen PIWI-Sorten erzählt, die eine besondere Widerstandsfähigkeit gegenüber Pilzkrankheiten haben wie der „Muscaris“, sondern auch seine Amphoren zur Weinreifung zeigt, geht es unters Dach. Vieles hätten wir erwartet, nur nicht diesen Koch- und Verkostraum. Claudia kommt aus dem Fotografieren nicht mehr heraus; Die Lampen stammen aus ehemaligen Fass-Ringen. Wie UFOs schweben sie von der Decke. Der Raum soll aber nicht der Winzer-Familie vorbehalten sein. Man kann ihn samt Koch auch mieten. Bei einer weiteren Flasche von diesem saftig-schweren Burgunder, die Scharl gerne öffnet, reift bei mir schnell ein Plan: Ich glaube, damit werde ich sie zu ihrem vierzigsten Geburtstag überraschen!