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1. TAG – Mit Blütenkranz zur Buschenschank

Ja, das Gesicht kenne ich – Sorgenfalten, lustloses Wischen am Handy und immer wieder ein Blick aus dem Fenster. Anderswo würde man sagen, dass mein Marc heute „den Blues hat“. Für mich ist es ein Zeichen, dass er wieder Vulkane braucht! Denn die von der gewaltigen Energie des Erdinnern geprägte Landschaft der Südoststeiermark gibt auch uns immer wieder Kraft. Seit wir die erste Tour durch die Region unternommen haben, sind wir „Vulkanier“. Die einzige Frage ist nur: Wann gehen wir es wieder an? Und so packe ich die Gelegenheit beim Schopf: „Mach mal was Nützliches mit dem Telefon!“

Drei Wochen später steigen wir in Bad Gleichenberg aus dem Auto, denn auch das hat Tradition, dass wir von einem Thermen-Ort aus unsere Erkundungen starten. Das wird aber etwas dauern, denn Marc zieht mich gleich zu einer Jause. „Hast du das schöne Geschäft gesehen?“ Genau genommen handelt es sich um eine seit 1969 betriebene Fleischerei, lese ich, während sich mein Liebster schon angestellt hat. Denn bei Bernd Triebl dürften viele ihr Mittagessen holen. Und nicht nur das, gerade erklärt der Chef, wie man seine Schoko-Rohwürstel (hab’ ich das jetzt richtig gehört?!?) isst: „Hauchdünn schneiden und einen Schluck Rotwein dazu – da gehen die Aromen auf.“ Gerade will ich auch eine Wurst bestellen, da reicht mir Marc schon eine Leberkäsesemmel. „Die mit Chili krieg ich“, erklärt er fachmännisch, während wir uns im Garten vorm Triebl auf unseren Urlaub einstimmen. Denn der fängt schon genussvoll an.

Und wie ich mein Schatzi kenne, geht es mit einem Glas Wein weiter. Bingo! Engelbert Leitgeb hat mir einen Weißburgunder eingeschenkt, während Marc den roten Katzianer, einen Zweigelt vom Katzianer Berg, trinkt. Der Winzer gibt dazu ein kleines Privatkonzert auf der Trompete, da entdecke ich noch ein Flascherl. „K 1“ heißt die Burgunder-Cuvée aus dem Eichenfass und da unterbricht Herr Leitgeb seine Musikdarbietung, denn dieser Wein wird jährlich mit einem Fass aus dem Vorjahr kombiniert. Der „HerzSpur“-Weg ist jetzt genau das Richtige. Mal schauen, wie sich Marc auf der Wanderung entlang der Stationen zum Thema Partnerschaft schlägt. Doch schon bei der Lindenkapelle schnappt er mich, während wir nach Trautmannsdorf schauen, und strahlt: „Haben wir nicht ein Glück?“ 

Einen kleinen Schluck Welschriesling holen wir uns jetzt noch zur Stärkung, denn natürlich will ich auch noch rund um den Kurpark einkaufen. Am Frauenberg bei den Wurzingers gefällt es Marc gleich super, denn einerseits erklärt ihm Reinhard Wurzinger die alte Baumpresse, mit der hier heute bereits die neunte Generation Wein erzeugt. Vor allem aber verschwinden die beiden in der Garage, denn der Winzer ist auch ein Motorrad-Fan. Sollen die Herren mal fachsimpeln, ich koste derweil noch den Morillon und schaue dabei auf die schönen Gästezimmer. Irgendwann werden sie schon auftauchen, schließlich hat auch Marc noch etwas vor.

Und so gebe ich ihn einfach in der Konditorei Fitz am Kurpark ab. Denn den wollte er unbedingt besuchen, seit er gelesen hat, dass Dominik Fitz lange im „Hangar 7“ in Salzburg war. Ich halte mich beim Nachmittagsprogramm lieber an Tracht statt Torten. Denn bei Trachten Trummer kann ich nach Herzenslust herumstöbern. Ich entscheide mich für einen frechen Trachtenrock und einen Blütenkranz. Schade, dass nicht schon Freitag ist, denke ich beim Schlendern; dann würd ich jetzt gleich beim Vulkanlandmarkt am Hauptplatz weiterstöbern. Während ich so vom Marktgeschehen träume, hakt sich auch Marc schon unter, ein im wahrsten Sinne des Wortes süßes Grinsen im Gesicht. Gemeinsam spazieren wir jetzt durch den Kurpark zur Therme, bis zum Abendessen wollen wir ja noch hier relaxen. 

Wir erreichen gerade noch rechtzeitig den Rosenberg, um den Sonnenuntergang Richtung Straden zu sehen. Er hat die Buschenschank Neubauer für uns ausgesucht, denn hier wollen wir ganz spezielle Weine kosten. Doch zuerst tischt Thomas Neubauer das selbst gebackene Brot und gebratene Ripperl auf, dann setzt sich Winzer Christian in der Buschenschank zu uns. „Auf lange Sicht wollen wir alles auf PIWI umstellen“, erklärt er beim Einschenken. Ah, das sind diese Sorten, die von selbst gegen Schädlinge im Weingarten wirken, „resistente Züchtungen“, formuliert es Christian Neubauer gerade etwa korrekter. Mir taugt der „Muscaris“, aber auch die weiße Version des Zweigelt, den Christian seit 23 Jahren als „Gleichgepressten“ abfüllt, schmeckt. 

„Gute Nacht, Schatz“, kann ich daher gerade noch flüstern, nachdem wir kurz zuvor im Vulkanlandhotel Legenstein eingecheckt haben. Das helle Holz im Zimmer sehe ich noch, aber alles andere erkunden wir dann wohl morgen …