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3. TAG – Essige, Lavendel und Lagerfeuer

Einer kurzen Nacht (sagen wir es mal so) folgt ein kurzes Frühstück, denn Marc ist eingefallen, dass er bei Straden noch glatt ein Weingut „vergessen“ hat. Edi Tropper winkt mit seinem Strohhut und hat gleich meine Sympathie – 80 % Burgunder, mehr brauche ich gar nicht zu wissen. Der junge Winzer liebt offenbar die Natur und befindet sich auch gerade in Umstellung auf Bio-Landbau. Ich suche mir auf der idyllischen Terrasse einen Grauburgunder aus, während mein heute etwas zerknautschter Liebling natürlich noch eine Rotwein-Frage hat. Das Weingut, so erzählt Edi gerade Marc, besteht seit 1799 und wurde als Winzerkeusche bezeichnet. Ich muss schmunzeln bei „keusch“, aber offenbar denke ich noch an letzte Nacht … 

Zum zweiten Frühstück gibt es dann Marmelade, das Brot dazu sparen wir uns und schlagen bei Josef Neumeister direkt aus dem Verkostglas zu. Der in dritter Generation geführte Obsthof ist zwar eigentlich für seine Essige – zehn Sorten gibt es – bekannt, aber ich starte lieber mit den süßen Dingen. Beeindruckt jedenfalls hat uns der Keller, hier lagern um die 150 Stück Eichenfässer, darin unter anderem  auch ein 20-jähriger Essig. Und der Josef hat für uns auch noch einen Tipp für den gekauften Birnen-Balsamessig. So rät er uns, ein paar Tropfen davon auf den Ziegenkäse zu geben. Werde ich machen, doch jetzt geht es erst einmal bergauf. Keramikerin Sieglinde Schelch hat sich in Waasen einen Ort voller Kreativität und Gartenlust eingerichtet. Da steht eine rote Rosenkugel, dort ein schmaler Gartenkrug – kein Wunder, schließlich wusste sie schon in der letzten Volkschulklasse, dass sie gerne töpfert. Heute ist sie aber auch Hafnermeisterin und baut die schönsten Kachelöfen ebenso selbstverständlich, wie sie tönerne Brotdosen fertigt. Sieglinde Schelch hat uns verraten, dass ein Stückchen weiter ein wunderbarer Garten mit über 1000 Lavendelstöcken (!) wartet. Jenny Benedict, die Besitzerin, ist nicht nur zu Hause, sondern begrüßt uns überdies in ihrem Garten gleich mit einem frischen Smoothie. Kräuterkissen und Blumensträuße gibt es, ja ich entdecke sogar einen Lavendelsirup. Der könnte zum Rosé, den wir gestern beim Dunkl gekauft haben, passen.

Anschließend schlagen wir mit dem Auto die Richtung St. Peter am Ottersbach ein. Noch im Auto erklärt mir Marc, dass er hier einen echten Weißburgunder-Experten gefunden hat. Helmut Rossmann schenkt uns gleich einmal ein Glas typisch frischen Weißweines ein. Dass der Wein auch einen perfekten Aperitif darstellt, merken wir erst später. Denn eigentlich wollten wir bei Josef Totter am Jagerberg nur seine Turopolje-Schweine besichtigen gehen. Doch eine kleine Verkostung des „weißen Jagerberger“, wie der Speck hier heißt, lehnen wir auch nicht ab. Die Naturschweine leben in Freilandhaltung, sieben Landwirte haben sich zu den „Jagerbergern“ zusammengeschlossen. Toskana-Fan Totter tischt uns aber auch einen seiner PIWI-Weine auf. Nach den Mondphasen, biodynamisch und auf der Schale im Ton-Ei vergoren, stellt er auch für Marc etwas Neues dar. 

Auch die nächste Winzer-Familie arbeitet biologisch, wobei sich Fredi und Manuel Ploder als „Weingärtner und Weinbegleiter“ bezeichnen. Demeter- und vegan-zertifiziert, stellt das Weingut Ploder-Rosenberg aber auch ein Gesamtkunstwerk dar; überall begegnen uns Kunstobjekte, dazwischen wird aber auch viel Gemüse angebaut. Es gibt wirklich viel zu sehen, aber schön langsam meldet sich der Hunger bei Marc – gut daher, dass auch die Buschenschank Trummer schon geöffnet hat. Hier bleibe ich beim Saft, während sich mein Weinfreund erklären lässt, was Matthias Trummer unter „Reine Seele“ versteht. „Das Werden des Weins wird dabei der Natur überlassen und es wird nur lenkend und unterstützend eingegriffen“, meint der Winzer. Mein Schatz ist so damit beschäftigt, ihm zuzustimmen, dass er gar nicht merkt, dass ich ihm sein Brot stibitze. Denn auch das Essen hier schmeckt hervorragend!

Am Alten Gehöft am Lormannberg in Kirchberg an der Raab hat Marc ein Zimmer reserviert. Er hat wirklich  eine sehr romantische Unterkunft gewählt. Wie er mir erst jetzt beichtet, musste er Maria, die Mutter von Kathrin Schöllauf, überreden, dass wir nur eine Nacht bleiben dürfen. Jetzt bereuen wir es beide, so schön ist es hier in dem Garten. Marc hat mir eine Decke und auch einen Grauburgunder aus dem Weinkeller geholt. Die Feuerstelle hat zwar schon jemand vor uns entzündet, aber diese Nacht wirkt trotzdem wie für uns gemacht.