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2. TAG – Vom Rosenberg zur Riegersburg

„Guten Morgen“, weckt mich Marc voller Tatendrang. Denn der junge Michael Kothgasser, zu dem wir aufbrechen, hat genau das gemacht, wovon er auch ab und an träumt: Er hat sein eigenes Weingut aufgebaut. Am Rosenberg bei Weiz wurde so eine zuvor 15 Jahre brachgelegene Landwirtschaft wieder belebt. Weinbegeistert war die Familie immer schon, erzählt uns Michael, der gerade die Ruster Weinakademie besucht. Wir sitzen mit dem Quereinsteiger auf seinem Lieblingsplatz, der Terrasse bei seinem Holzhaus. Die fünfeinhalb Hektar des Betriebs sind mit Weißweinen wie Welschriesling, Gelbem Muskateller und Weißburgunder bepflanzt, der besondere Liebling ist aber der Sauvignon blanc. Und auch um die einzigen Mitarbeiter kümmert sich Michael selbst – stolz zeigt er uns seine zehn Bienenstöcke im Weingarten. Das Interesse an der Landwirtschaft hat er von seiner Großmutter geerbt. Und ihr folgt er auch mit den Tafeltrauben nach, die er – so wie schon die Oma – am Bauernmarkt in Weiz verkauft. 

Ein anderer Quereinsteiger im Weinbau liegt gleich gegenüber vom Rosenberg. Allerdings hat Engelbert Deutsch mit seiner Frau schon 1985 begonnen, nachdem er eigentlich Schlosser gelernt hatte. Mit seiner Tochter Annemarie, einer Diplom-Sommelière, teilt er die Leidenschaft für den Weinbau. Ein Teil der Trauben steht gleich ums Haus am Karberg, der schon 1821 im Weinbaukataster verzeichnet war. Ich koste den Weißburgunder Karberg, während sich Marc an die Cuvée hält, die wie eine Lieblingsband von ihm heißt: „Deep Purple“. Der Rote aus Zweigelt und der jungen Züchtung Rösler schimmert herrlich im Glas. Mittlerweile gesellt sich auch Ingrid zu uns, ihre Leidenschaft ist das Kochen, sie hat aus der Buschenschank pikante Buchtel mit Schafkäse mitgebracht. „Köstlich, das hab ich noch nie gegessen“, lobt Marc. Ich muss ihn aber davon abhalten, dass er noch eine schnappt, denn eigentlich wollten wir ja im Lasslhof bei der Riegersburg essen. Christian Lamprecht wartet dort auch schon auf uns. Wir bekommen ein sensationelles Steak, das von Rindern aus Lamprechts Heimat-Bauernhof stammt. Offenbar fällt unsere Begeisterung auf – „am Mittwoch müßt’s kommen, da macht der Christian die immer am Holzkohlengrill“, gibt uns der Mann am Nebentisch einen Tipp. Der Stammgast kannte auch den namensgebenden Lassl noch, „ein Original“, wie er erzählt, „der hat die Leute immer mit dem Geschirrtuch reingewunken“. Auch wir gehen jetzt rein, aber ins Torhaus, unsere Wohnung am Fuß der Burg. Den Schlüssel holen wir uns in der „Schatzkammer“, so heißt der kleine Shop, wo wir den Gutsverwalter treffen.

Die Riegersburg selbst heben wir uns für morgen auf, aber heute habe ich noch einen Besuch ausgemacht, weil der Betrieb so spannend klang. „Ablaugerei?“, zieht auch Marc die Augenbrauen hoch, als wir bei Martina und Oswald Valda ankommen. Es gebe dieses Handwerk kaum noch, erklärt uns der Chef, der von seinem Schwiegervater auf die Abbeizerei gebracht wurde. Der hatte als Hobby damit begonnen, Möbel zu restaurieren, „heute stellen wir in ganz Österreich zu“, so Oswald Valda. Sobald die Oberflächen frei liegen, entdeckt man erst, wie viel Arbeit in den hölzernen Stücken steckt. Wir staunen über die teils aus dem Barock oder der Renaissance stammenden Weichholz-Möbel, die gerade im Ausstellungsraum stehen. Ich lasse vorsichtig meine Finger über die handgeschmiedeten Nägel gleiten. Vielleicht bekommt Marc ja mit, wie sehr mir der Tisch gefällt …

Wir spazieren zurück, denn ich will mir noch schnell die Haare machen, ehe es zum Abendessen geht. Der Weinhof Brunner bei Ilz ist so gemütlich, wie man sich eine Buschenschank nur wünschen kann. Und natürlich ein echtes Familienunternehmen: Katharina Brunner serviert uns zum Auftakt einen „Lumpensalat“, den wir uns zum Glück teilen. Denn mit der riesigen Schüssel mit verschiedenen Fleischsorten, Käse, Gemüse und Presswurst haben wir nicht gerechnet. Auch die Oma hilft in der Küche mit, erfahren wir. Denn nur die Oma bekommt die Kruste des Surbratens so perfekt hin. Den müssen wir aber auslassen, dafür gibt es noch einen süßen Ausklang namens „Kleeblatt“. Der Nuss-Keks mit Marmelade und Kürbiskernen passt perfekt zum halbtrockenen Grauburgunder der Brunners. Finde ich. „Das ist schon ein besonderer Ort“, wird Marc dann ganz romantisch, während wir unter den Kirschbäumen sitzen und auf die Riegersburg schauen. Sie ist dann morgen dran.