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3. TAG – Mit meinem „Indianer“ am Markt

Und wir haben Glück, denn Prinz Emanuel von und zu Liechtenstein ist gerade im Burghof. Seiner Familie gehört die mächtige Festung und er hat schon als Kind hier gespielt beziehungsweise die Gäste mit seinen Freunden in der Rötelhölle am Burgweg erschreckt. Heute klettere er lieber, erzählt der ausgebildete Arzt, der uns noch die Ausstellung „Hexen und Zauberer“ empfiehlt. Die ist auch wirklich toll, wobei mich Marc schon weiterzieht, denn bei ihm steht ja heute noch ein echtes „Männerding“ auf dem Programm. Bei der Talstation des Burglifts wartet nämlich nicht nur der Klettergarten, sondern auch ein 3D Bogenparcours. Zwei Stunden lang darf mein Hase nun Indianer spielen und 27 lebensgroße Tiere „jagen“. Ich selbst fahre derweil nach Feldbach, denn von dem Shop „Stoffwechsel“ hab ich schon viel gehört. Margarita Mera und Stefan Preininger haben sich ganz der biologischen und fair gehandelten Kleidung verschrieben. Es ist das größte Angebot an nachhaltig produzierter Mode in der ganzen Steiermark, erfahre ich beim Probieren. Ich decke mich mit einer neuen Bluse ein. Die behalte ich gleich an, da verwirre ich meinen Indianer, den ich dann später wieder am Bauernmarkt treffe. Vorher zeigt mir Margarita Mera aber noch die offene Galerie KUNSTstoff im Hauseingang nebenan. Hier sind die Werke von jungen Künstlern 24 Stunden am Tag zugänglich.

Wie Kunstwerke schauen dann auch die Bilder aus, die mir Wilma Kaufmann an ihrem Marktstand zeigt. Sie besitzt gemeinsam mit ihrem Mann Karl 800 Rosenstöcke, aus denen sie die Bioprodukte der Marke „Raabauer Eisvogel“ herstellt. Da gibt es Rosenblütensirup, Gelee, Rosenblüten-Zucker und auch Rosenessig – ich wusste gar nicht, was man alles aus den duftenden Blüten machen kann! 

Ebenfalls zu den Fixpunkten am Markt gehört die Imkerei Frühwirth aus Edelsbach. „Wenn du in den Bienenstock blickst, hörst du die Natur denken“, sagt der Bienenfreund gerade zu einer Kundin. Aus dem Gespräch erfahre ich auch, dass er in einem eigenen Bienengarten das Wissen über Bienen vermittelt. Muss ich mir als Besuchstipp merken! Neun Sorten hat Manfred Frühwirth zum Kosten mit, ich kaufe aber einen Met, den er gemeinsam mit dem Weinhof Lang produziert hat. Das wird eine süße Überraschung für Marc.

Ich kann das Geschenk gerade noch rechtzeitig in der Handtasche verschwinden lassen, denn da biegt Marc um die Ecke. „Irgendwas ist anders“, ist meine Überraschung mit der Bluse gelungen. Doch auch er muss mir eine Entdeckung zeigen. Denn er hat am Weg noch bei Sabine und Helmut Melbinger Station gemacht (Winzer findet er immer, seine Socken nie!). Die neuen PIWI-Sorten mit ihrer natürlichen Widerstandsfähigkeit gegen Pflanzenkrankheiten hat er schon bei unserem letzten Vulkanland-Trip schätzen gelernt. Und neben Welschriesling, Weißburgunder und Zweigelt setzt die 1965 gegründete Rebschule eben auch auf PIWIs. Gekauft hat er aber den Weißburgunder. „Das ist ja dein Lieblingswein und auch der von Sabine Melbinger“, gibt er den Kenner.

Ich schlendere noch ein wenig mit Marc über den Markt, dann müssen wir langsam aufbrechen. Denn wir bekommen heute praktisch „Private Dining“ auf Steirisch. Ab zwei Personen gibt es beim „Weinerlebnis Martin Wippel“ nämlich Degustationsmenüs. Geschmortes vom ALMO-Rind hat sich Martin Wippel mit seinem Bruder heute einfallen lassen, dazu gibt es die drei Jahre im Barrique gereifte Cuvée „Mystica“, die natürlich auf die Riegersburg anspielt, auf die man hier am Hofberg einen herrlichen Blick hat. Zum Ausklang gibt es noch die Trockenbeerenauslese vom Welschriesling – genau mein Wein! Und er passt super zu der weißen Zotter-Schokolade als Nachtisch. Im Shop nehmen wir dann eines der Verkostpakete mit. „Das ist ja praktisch uns gewidmet“, lache ich, denn das Wein-Set heißt „Eine besondere Begegnung“. 

Einen Abstecher machen wir nach dem Räumen unseres Zimmers zum Lava Bräu, schließlich wollte Marc mir gar nicht glauben, dass es in der Weinregion auch eine Brauerei gibt. Roman Schmidt und sein Bruder Günter haben 2002 mit dem Brauen begonnen. Filtriert oder pasteurisiert wird im Lava Bräu nicht. „Bier ist ein Lebensmittel“, meint Roman beim Einschenken. Ich hab’s ja nicht sooo mit dem Bier, das Pils namens „West“ lasse ich Marc lieber allein kosten. Beim „Luna“, dem bei Vollmond gebrauten Bier, schlage ich dann aber doch zu. Witzige Idee – und angeblich gehe auch das Brauen da flüssiger, so Günter Schmidt. Einem anderen Produkt kann Marc nicht widerstehen: Denn auch einen „Brisky“, die Abkürzung für Brauerei-Whisky, machen die Brüder. Und da schließt sich auch der Kreis zum Weinbau; die Abfüllung aus dem „Olivin“-Fass vom Weingut Winkler-Hermaden nimmt Marc dann auch mit.

Denn jetzt bin ich wieder an der Reihe mit einem Ausflugsziel. Landschaftsgärtner-Meisterin Susanne Pammer berät ihre Kunden bei der Anlage von Gärten. Mich interessiert aber ihr eigener Hanggarten in Auersbach bei Feldbach. „Die Region ist ein Paradies für den Gärtner“, meint die Expertin bei der Führung durch dieses Kleinod. Man merkt, wie gerne sie mit Pflanzen arbeitet. Und auch einen Tipp gibt sie uns mit: Gleich nebenan liegt die Vulkanland-Sternwarte. Ich glaube, da sollten wir uns das nächste Mal für eine Besichtigung anmelden. „Und ein ‚Luna-Bier‘ trinken“, lacht Marc.

Diesmal geht es aber mit einem Weingut weiter, denn für’s Abendessen hab ich uns beim Weingut Dietl einen „Platz“ im Weingarten reserviert. Andrea Kessler-Dietl führt mit ihrem Mann und ihren Eltern das „Weingut Dietl Eschenhof“, wo wir heute auch übernachten. Die Vollholz-Möbel in unserem Zimmer im Kellerstöckl kommen mir bekannt vor. Als wir unseren Picknickkorb abholen, erfahren wir auch, warum: Andrea ist mit Ablauger Valda verwandt. Und sie zeigt uns auch die eigene „Holzkreation“, einen im Barrique gereiften Chardonnay, der ein kleines Holzstück aus dem Weingarten am Flaschenhals trägt. Die Flasche ist perfekt für einen Ort wie diesen, den sogenannten Weingarten-Spitz, von dem aus man nach Feldbach hinuntersieht. Auch der Vulcano-Schinken und der Käse von der „Fromagerie“ schmecken ausgezeichnet. „Die haben eh am Sonntag auch offen“, zeichnet uns Andrea Dietl gleich den Weg zu ihrem Käse-Lieferanten auf. „Da müssen wir hin“, dränge ich Marc. „Aber vorher muss ich mit dir ins Holzbett“, schmiegt sich mein Hase an mich.