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4. TAG – Käse-Busen und Vinyl-Jause

Das Frühstück lassen wir heute ausfallen, denn zu essen gibt es auch bei Bernhard Gruber einiges. Der Gründer der „Fromagerie zu Riegersburg“ macht sogar die Butter selbst, die er zum Brot reicht. Aber natürlich stehen hier die Käse im Mittelpunkt. Wobei, Käse ist untertrieben: „Almbusen in Naturrinde mit Boxheuklee“ heißt einer, es gibt auch einen Nougat-Camembert, der perfekt zum Muscaris von den Ploders passt. Der letzte Bissen davon stimmt auf unseren nächsten Stopp ein, zu dem wir gleich zu Fuß weiter bergan gehen – denn auch mit Zotter-Schoko gibt es eine Kreation der „Fromagerie“.

Sepp Zotter ist aber nicht nur der bekannteste Chocolatier des Landes, er hat auch den „essbaren Tiergarten“ entwickelt. „Den was?“, fragt Marc, während er noch einmal auf die Riegersburg schaut. „Es geht um Transparenz in der Landwirtschaft“, erkläre ich und gebe ihm den Folder zu diesem Projekt, bei dem man Tieren ein optimales Aufwachsen ermöglicht. Die „glücklichen“ Tiere werden dann im Restaurant serviert. Die Lieblinge in Zotters Gegenentwurf zur Massentierhaltung sind momentan die japanischen Tajima. Unbedingt will ich aber ins „Schoko-Laden-Theater“. Dort gibt es auch eine Premiere: Erstmalig serviert mir ein Roboter eine Kostprobe. Von dieser „Ananascreme“ muss ich mir gleich ein paar Tafeln mitnehmen. 

Nach dem im wahrsten Sinn des Wortes süßen Roboter geht es aber weiter zu Maria und Josef Matzhold, denn mir ist eingefallen, dass ich meiner Bürokollegin Helga ja noch einen Welsch- riesling aus dem Vulkanland versprochen habe. Eigentlich ist es schade, dass wir nur zum Verkosten in die typische Buschenschank kommen. Denn Brot und Fleisch stammen hier aus eigener Erzeugung. Um den Weinbau kümmert sich Sohn Mathias, der uns auch durch das Haus führt. Und als er uns vom Brot aus dem alten Holzbackofen vorschwärmt, merken wir, wie spät es schon geworden ist. Aber zum Glück haben wir es ja nicht weit in die Kuruzzenschenke. Den historischen Name verdankt sie dem Kuruzzenkogel, von dem aus die umliegenden Burgen – neben der Riegersburg auch Schloss Kapfenstein, das man von hier aus sieht – gewarnt wurden. Silvia und Josef Konrad geben uns diese kleine Geschichtslektion. Mit ihren Töchtern Sabrina und Stefanie betreiben sie die Schenke, die eigentlich auch ein Weinhof ist. Der Grauburgunder „Selection“ ist ihre Empfehlung, die wir uns zum Moastabratl und den sauren Bohnen schmecken lassen – für die legendäre Meterjause sind zwei Personen dann eindeutig zu wenig. Das sehen wir, als am Nebentisch aufgetischt wird. „Könnt’s gerne kosten“, ruft uns ein Mann von dort zu. Und Marc lässt sich nicht lang bitten. Mir ist das eher peinlich. Aber ohne die Meterjause hätten wir Peter Wendler nicht kennengelernt. Er erzählt uns von seinem Unternehmen, das er mit Hannes Fauster in Fehring gegründet hat. Marc ist in seinem Element, denn „Austrovinyl“ ist ein Presswerk für LPs. Bevor er sich jedoch selbst in die Schallplatten-Produktion einladen kann, sagt Wendler: „Für Besucher ist das nicht zugänglich.“ Eventuell entsteht später einmal auch eine „Gläserne Manufaktur“. Und wenn ja, dann weiß ich schon, wer einer der ersten Besucher sein wird.

Auch ohne Meterjause hätte ich jetzt für einen Fußmarsch plädiert. Den machen wir dann in Hatzendorf, denn, listig wie immer, hat Marc auch am Heimweg noch Etappen eingebaut. Wir lassen unser Auto bei der Kirche stehen und gehen einen Teil des Lichtzeichen-Wegs (er führt zu einem großen, manchmal beleuchteten Kreuz) bis zur Buschenschank Gölles. Hier gibt es einen Rotwein, den Marc gerne kosten will. Es ist die siebente Cuvée, daher haben ihn die Gölles „1.7“ genannt. Der 2015er schmeckt Marc umso besser, da ich zurückfahren „darf“. Mich fasziniert mehr der Gewölbekeller, in dem wir gerade verkosten, der große Tisch im Keller lädt ja geradezu dazu ein, länger sitzenzubleiben. Ein bisschen haben wir aber eh Zeit gewonnen, denn Franz Gölles junior bringt uns gerne zurück zum Wagen. 

Mit dem eigenen Auto geht es dann – schweren Herzens – wieder Richtung Heimat, vor Fürstenfeld biegen wir aber noch ein letztes Mal ab. Der Weinhof Kowald liegt nämlich so nah an der Landesgrenze, dass er auch Uhudler-Trauben im burgenländischen Eltendorf anbauen kann. Aber auch den raren Grünen Sylvaner hat man in Loipersdorf in der Vinothek. Mir überreicht Marc aber eine Flasche Frizzante. Gemeinsam blicken wir noch einmal zurück in „unser“ Vulkanland. „Ich wüsste nicht, wo ich lieber wäre und mit wem“ – mit diesen Worten hat sich mein Schatz jetzt einen Kuss verdient.